Freitag, 23. Dezember 2011

Facebook schuldet uns 100 Milliarden Dollar...

Denn das Geld, das das Social Network mit uns an der Börse verdienen will, gehört uns. Und es ist wenig genug. Gerade einmal etwas mehr als 100 Dollar pro Kopf. So bewertet nämlich die Finanzwelt die Präsenz jedes einzelnen Mitglieds in der Facebook-Community. Das sind die Daten wert, die wir hier mehr oder minder bewusst abgeliefert haben. Wir haben zwar das Gefühl, dass wir die Verfügungsgewalt über unsere Daten haben, aber in Wahrheit sind wir nur Teil eines ins Gigantische wachsenden Zuckerbergs. Wir machen die anderen reich. Dabei gehört doch eigentlich uns das Geld. Wir sind das Vermögen.
Also müsste demnach jeder User bei einem Börsengang von Facebook mindestens eine 100-Dollar-Aktie bekommen. Die bekommen wir natürlich nicht. Weder jetzt zu Weihnachten, noch zu Ostern. Im Gegenteil. Einem Bericht des Wall Street Jounals zufolge bemüht sich Facebook momentan mächtig, der Finanzwelt die Aktie attraktiv zu machen. Wir sollen verhökert werden. Und die Resonanz auf diesen Bericht scheint sogar so zu sein, dass sich die User darauf freuen. Viele von ihnen werden bei den Banken schlange stehen, um ein paar Aktien zu ergattern. Wir sind also bereit für das zu bezahlen, was uns gehört. Und niemand wird Anstoß daran nehmen.
Im nächsten Jahr schenken wir uns Facebook-Aktien zu Weihnachten.
Frohe Weihnachten wünscht Ihnen
das Journalyse-Team.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 22.12.2011: Facebook's Goal: to Be a Blue Chip

Donnerstag, 22. Dezember 2011

In den Wolken: Was sagt uns Oracle?

Kommentar (revidierte Fassung): Das nächste Quartal werde hart, meinen momentan die Auguren beim Blick auf die IT-Szene. Der Grund für ihre Skepsis: Die Vorstände der großen Unternehmen würden Investitionsentscheidungen vorsichshalber zurückhalten, um erst einmal zu sehen, wie sich die Wirtschaft entwickelt. Anstoß für eine skeptischere Sicht gaben zuletzt die Zahlen von Oracle über das am 30. November zu Ende gegangene Quartal. Oracle weist zwar Wachstum aus, aber unter den Erwartungen.
In den Leser-Kommentaren zu einem Bericht im Wall Street Journal kristallisiert sich die Meinung heraus, dass Oracle zwar im Datenbanksektor einen hervorragenden Job mache, aber die Software viel zu teuer sei - vor allem wohl in der Wartung. Die Kunden hätten bisher diese Preise geschluckt, weil eine Umstellung auf günstigere Lösungen zu aufwendig sei. Aber das erhöht nicht unbedingt die Bereitschaft, dies bei zukünftigen Projekten ebenfalls hinzunehmen. Hier macht sich allmählich der Strukturwandel in der IT bemerkbar. Dieser Wandel ist mehr als nur der Trend zur Cloud, den Oracle verpasst hat. Vielleicht sogar mit gutem Grund. Denn die Frage ist, ob die Kunden eigentlich wissen, auf was sie sich mit der achso sorgenfreien und kostensparenden Cloud eigentlich einlassen.
Cloud wird mancherorts völlig falsch verstanden - und zwar als eine Ersatzhandlung. Die Cloud ist für manden Anbieter vor allem aus dem IT-Servicegeschäft in erster Linie ein wunderbarer Platz, um seine eigenen Schwächen zu verbergen. Hier können sich die Zombies der IT verstecken. Man umgibt sich mit den Innovationen anderer, ohne deren tiefgreifenden Sinn zu verstehen. Man glaubt sich sicher hinter dem breiten Rücken der wahren Pioniere, die darin allerdings etwas ganz anderes sehen als die Imitatoren. Für sie ist es ein veritables Zukunftsgeschäft und nicht ein Reparaturprogramm.
Cloud Computing ist für die meisten Mitläufer nichts anderes als ein Beschäftigungsprogramm. Es ist ein Tarnplatz für alle, die keine eigenen Ideen haben, die im Prinzip bislang auch nicht auffällig geworden sind durch eigene Innovationen, geschweige denn Inventionen. Wie wichtig diese sind, das werden wir in den kommenden Jahren in einem bislang nie gekannten Maße sehen. Der Kampf um die Patente, so pervers dieser mitunter erscheinen mag, ist nur ein Vorspiel. Es geht letztlich um die Vorherrschaft in der gesamten Wirtschaft, nicht nur in der IT. Die wahren Champions interessieren sich nicht um Marktanteile in der IT. Sie wollen bestimmen, wie wir wirtschaften, produzieren und konsumieren.
Das IT-Establishment, das jetzt vollmundig die Cloud preist, hat das noch gar nicht begriffen. Es übt sich in einem nebulösen, wolkigen, nichtssagenden Marketing. Überhaupt: Wer erkennen will, wie ahnungslos die Firmen sind, der schaut sich ihr Marketing an. Es ist nicht nur schlecht, sondern auch völlig belanglos. Es strotzt von Motherhood-Statements. Wer darauf reinfällt, darf sich nicht wundern, wenn er plötzlich merkt, dass das Leben in der Cloud ohne Halt ist. Die wahren Pioniere der Clouds, die Amazons, Apples und Googles, locken nicht nur damit, dass sie IT-Dienstleistungen übernehmen, sondern es sind Unternehmen, die in Wahrheit die Geschäftsmodelle der realen Welt angreifen und zerstören. Im Einzelhandel und in den Medien. Aber das ist erst der Anfang. Denn in Wirklichkeit ziehen sie mit darwinistischer Brutalität den Konsumenten auf ihre Seite. Und da kommen dann auch noch Facebook & Co. ins Spiel. Im Cloud-Geschäft geht es letztlich nur um den Endkunden. Aber bis die anderen das gemerkt haben, die anderen Anwender und Anbieter, ist der Markt längst verteilt. Kein Wunder: In der Wolke ist die Sicht immer sehr begrenzt. Wer wissen will, was auf der Erde los ist, muss unterhalb der Wolke bleiben. Vielleicht hat Oracle dies erkannt (letztlichz auch mit dem Kauf von Sun). Vielleicht wird so mancher Kunde merken, dass er in die Cloud hinein nicht nur seine IT outsourct, sondern auch sein komplettes Geschäftsmodell.
Denn darum geht der eigentliche Kampf in diesem Jahrzehnt.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

AT&T und T-Mobile: Pressestimmen zu einem geplatzten Deal

»Die Regierung von Präsident Barack Obama hat an AT&T und T-Mobile ein Exempel statuiert. Die Zeiten, in denen die Genehmigungsbehörden Großfusionen durchwinken, sind vorbei. Unternehmen, die die Übernahme eines direkten Wettbewerbers anstreben , müssen künftig detailliert darlegen, warum dies Verbrauchern Vorteile bringe.«
Süddeutsche Zeitung, 21.12.2011

»Der Traum vom strategischen Befreiungsschlag in den Vereinigten Staaten ist endgültig geplatzt. René Obermann muss zurück auf Start und nach einer Ersatzlösung für das amerikanische Mobilfunkgeschäft suchen.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.2011

»Der Verkauf der T-Mobile USA an AT&T ist gescheitert. Nun sollte sich niemand damit aufhalten, die Wunden zu lecken. Telekom-Chef René Obermann ist kein Vorwurf zu machen. Er hat einen Deal ausgehandelt, der weit über allen Erwartungen lag. Auch die Höhe der Entschädigung, die die Telekom nun als Trostpflaster bekommt, gab es bislang noch nicht: Drei Milliarden Dollar in bar, so viel verdienen die meisten Dax-Konzerne nicht. Und noch einmal so viel wert ist das Paket, das die Telekom in Frequenzen und als Abkommen für die Netz-Mitnutzung bekommt.«
Die Welt, 21.12.2011

Dienstag, 20. Dezember 2011

Der Deal ist geplatzt...

... und die Deutsche Telekom ist mit ihrer T-Mobile-Tochter in den USA wieder allein. AT&T zieht ihr 39-Milliarden-Dollar-Angebot zurück. Der Grund: das Nein der Kartellbehörden und des Justizministeriums. Nun muss sich die Deutsche Telekom mit sechs Milliarden Dollar Entschädigung (zahlbar in Cash und in "Naturalien") begnügen.

Montag, 19. Dezember 2011

AT&T & T-Mobile: Jetzt verliert Ma Bell die Lust...

... meint heute das Wall Street Journal, nachdem sich zeigte, dass der Versuch, durch Verkauf von Mobilteilen an die Konkurrenz, offensichtlich niemanden zufriedenstellt. Mit dieser Maßnahme wollte AT&T die Justiz gnädig stimmen. Doch das Ansinnen, auf diese Weise den 39 Milliarden schweren Deal zu retten, scheint zum Scheitern verurteilt zu sein.
T-Mobile möchte den US-Markt verlassen und hat bereits in 2011 etwa 850.000 Vertragskunden in den Vereinigten Staaten verloren. Im Falle einer Ablehnung des Deals muss AT&T drei Milliarden Dollar bar an die Deutsche Telekom zahlen, außerdem für die Übertragungslizenzen im Buchwert von einer Milliarde Dollar, meint das Wall Street Journal.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 19.12.2011:AT&T Talks to Sell T-Mobile Assets Go Cold

GIGASTEPS-KLASSIKER: Eine Outobiographie...

... hieß im Oktober 1992 die Geschichte des bis dahin größten Outsourcing-Vertrages, den wir in der einstigen Kultpublikation GIGAsteps veröffentlichten. Vor 20 Jahren - im September 1991 - hatte der Rüstungskonzern General Dynamics einen drei Milliarden Dollar teuren Outsourcing-Vertrag mit der Computer Science Corp. (CSC) abgeschlossen. Ein Jahr später, als unsere Story erschien, wurde sichtbar, dass hier das Topmanagement seine IT loswerden wollte, weil man eigentlich das ganze Unternehmen auflösen wollte. Es herrschte Ausverkaufsstimmung an der Spitze eines Unternehmens, das nach dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr wusste, was es mit sich selbst anfangen sollte. General Dynamics gibt es zwar heute immer noch, aber man spürt die Belanglosigkeit. Und da Cloud Computing eigentlich nicht anderes ist als die Fortsetzung von Outsourcing mit noch mehr Mitteln, sollte sich jeder genau überlegen, ob der seine IT wirklich so sang- und klanglos aufgeben sollte. Ein Thema, das uns bestimmt nächstes Jahr sehr beschäftigen wird...
SIEHE EXTRABLOG: Eine Outobiographie