Donnerstag, 1. März 2012

Werbung ist auch nichts anderes als Information...

... meint Susan Wojcicki aus dem Google-Management und dort verantwortlich für das Anzeigengeschäft. Damit weist sie uns den Weg in eine Webwelt, in der es keinen Unterschied mehr zwischen Werbung und unabhängiger Berichterstattung geben wird. Der Spruch der Verleger, dass "Anzeigen auch Lesestoff" seien, bekommt eine neue Dimension. Denn in einer Zeitung wird zwischen dem, was Werbung ist, und dem, was Nachricht ist, noch optisch und auch inhaltlich unterschieden. Bemühte sich indes früher die PR, die bislang die Grauzone zwischen Werbung und Journalismus zu besetzen suchte, sich den journalistischen Gepflogenheiten zu unterwerfen, kehrt sich dies in letzter Zeit immer häufiger um. Marketing-Blah-Blah bestimmt die Zeilen und Zitate, der Informationsgehalt wird auf ein Minimum reduziert - und das wirklich wichtige, was früher an die erste Stelle einer Meldung rückte, wird in den Mittelteil versteckt. Zuerst wird das Ego desjenigen bedient, der die Meldung aus seinem Budget bezahlt. Heraus kommen dann unglaubliche Dummsprüche, wobei das Erschütternde nicht die absolut fehlende Qualität der Aussagen ist, sondern dass niemand die Verbreitung dieser Peinlichkeiten zu verhindern sucht. Den PR-Verantwortlichen fehlt es allzu oft an entsprechender Courage und Durchsetzungsvermögen. Es ist niemand da, der es wie das Kind im Märchen zu sagen wagt: "Der Kaiser ist aber nackt." Es fehlt an der Tapferkeit vor dem Freund. Und so kann eine Susan Wojcicki ungestraft und ungehemmt die völlige Verwischung zwischen Werbung und unabhängiger Berichterstattung propagieren. Und darauf - so machte die Managerin mehr oder minder unfreiwillig aufmerksam - setzt das Unternehmen Google seine ganze Zukunft. Da kann man nur hoffen, dass die Suchmachinen von Google mit der Zeit an der Masse von Gehaltlosigkeiten ersticken und verblöden. Dass sie zunehmend dazu konditioniert werden, das in den Ranglisten zu favorisieren, was bezahlt wird, ist ein weiterer Grund zur Hoffnung. Wir, die User und Adressaten dieser weltweiten Webwerbung, werden sehr schnell erkennen: Je höher etwas im Ranking nach oben wandert, desto bedeutungsloser ist es. Vielleicht wird irgendwann jemand kommen und sagen: Hier hast du alle Werkzeuge. Jetzt kannst du dir deine eigene Suchmaschine bauen. Das wäre eine Personalisierung, die Google richtig weh und uns allen gut täte.

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