Mittwoch, 11. April 2012

AOL verkauft 800 Patente für eine Milliarde Dollar an Microsoft...

... und erzielt damit deutlich mehr als mancher erwartet hatte. Zudem füllt der klamme Internet-Provider, der in den neunziger Jahren das Netz der Netze eroberte, damit seine Kasse. AOL darf dabei die veräußerten Patente im Rahmen eines Lizenzabkommens weiter nutzen. Eine Beratungsgesellschaft hatte kürzlich den Wert der Patent auf 290 Millionen Dollar geschätzt. Diese Summe wurde nun um das Dreifache übertroffen. AOL, deren Aktie im Zuge dieses Deals um 8,45 Dollar je Stück stoeg, will das Geld für eine Ausschüttung nutzen. "AOL besitzt ein robustes Portfolio von mehr als 800 Patenten, die Bereiche wie E-Commerce und Such-Anzeigen betreffen", hatte einer der forderndsten Aktionäre, der Starboard Value (AOL-Anteil: 4,6 Prozent) in einem Brief an Tim Armstrong, CEO von AOL, geschrieben und verlangt, dass AOL diese Patente auf den Markt werfe. Für Microsoft bedeutet diese Akquisition eine Stärkung ihrer Patentsituation in einem Markt, in dem die Verfügungsgewalt über geistige Werte eine zunehmende Rolle spielen.
Kommentar. Der anhaltende und längst noch nicht entschiedende, sondern allenfalls eskalierende Positionskrieg im Patentstreit zwischen den Giganten lässt darauf schließen, dass keiner mehr in der Lage ist, in einer komplett vernetzten Welt die gesamte Wertschöpfungskette mit Eigentumsrechten abzudecken. Schlimmer noch: niemand sieht sich mehr in der Lage, mit einem gewaltigen Innovationscoup die intellektuelle Führung zu übernehmen. Die Tausenden von Patente, um die gestritten wird, haben - jedes für sich - nur eine marginale Bedeutung. Für ein bißchen Fortschritt, den man eigentlich selbst erbringen könnte, wenn nicht jemand anders ein Patent darauf hätte, ist man bereit eine Menge Geld auszugeben. Niemand traut sich selbst oder seinem Mitbewerber eine Basisinnovation zu. Zu Verbesserungsinnovationen reicht es, zu mehr nicht. Vielleicht liegt es aber auch an einem Management, das überhaupt nicht in der Lage ist, grundlegende Veränderungen zu erkennen.
Journalyse-Quelle: International Herald Tribune, 10.4.2012: Arms race for patents escalates in AOL deal

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