Mittwoch, 18. Juli 2012

Antitrust: Muss Microsoft jetzt Griechenland retten?

Das fragt sich ein Leser in seinem Kommentar über den Bericht des Wall Street Journals (WSJ), in dem über die Untersuchung der EU-Kommission gegen Microsoft berichtet wird. Den (einstigen) Desktop-Herrscher erwartet eine Strafe von bis zu sieben Milliarden Dollar, weil er in einer neueren Version von Windows 7 versäumt hat, das 2009 vereinbarte Extrafenster einzurichten, über das sich der Benutzer den Browser seiner Wahl aussuchen kann. Für den Verstoß, den Microsoft inzwischen zugegeben hat, könnte die EU einen Strafe in Höhe von bis zehn Prozent des Umsatzes (69,9 Milliarden Dollar in 2011) erheben. Angesichts dessen erregen sich nun die Gemüter. Dabei wird der EU vor allem vorgeworfen, dass sie sich auf Kosten von US-Unternehmen bereichern wolle, um eben - wie in mehreren Kommentaren des WSJ ausgeführt - ihre Finanzprobleme zu lösen. Auch heißt es, dass es doch lächerlich sei, wenn die EU amerikanische Unternehmen deswegen bestrafe, weil diese den Wettbewerb behindern würden. Das sei deswegen lächerlich, weil es gar keine europäische Konkurrenz gäbe, die es auch nur ansatzweise mit den US-Unternehmen aufnehmen könne. Ein anderer Kommentar rügt Microsoft, dessen Rechtsabteilung nicht in der Lage war, die Entwickler und Steve Ballmer rechtzeitig daran zu erinnern, was man 2009 mit der EU vereinbart hatte.
Kommentar. Das Ganze erinnert an ein fürchterliches Provinztheater. Und irgendwie überkommt einen das Gefühl des Fremdschämens sowohl für Microsoft als auch für die EU. Man spürt eine unglaubliche Dreistigkeit. Das Management von Microsoft glaubte wohl ganz unverfroren, damit durchkommen zu können, oder es besitzt überhaupt keinen Respekt vor dem Rechtssystem anderer Regionen. Provinzieller geht es fast nicht mehr - allenfalls noch bei der EU. Sie lässt völlig außer acht, dass wir - die User - längst erwachsen genug sind, um uns den Browser aussuchen zu können, der uns am besten gefällt. Man hat das Gefühl, dass man uns für so dumm verkauft, dass wir diese Wahl nicht treffen können. Und mit unserer angeblichen Dummheit will man nun Kasse machen.
Journalyse-Quelle: Wall Street Journal, 17.7.2012: Microsoft Is Hit in Browser Flap

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