Dienstag, 28. August 2012

Apple: Jobs Job haben jetzt die Juristen übernommen...

(Kommentar) ... und sich somit an die Spitze des teuersten Unternehmens der Welt gestellt. Wie dereinst IBM, die sich in den siebziger und achtziger Jahren mit Rechtsmitteln gegen die Plug Compatible Manufacturers (PCM) vornehmlich japanischer Provinienz wehrte, so will nun Apple offensichtlich mit der Kraft der Richter sich der Plagiat Competitive Manufacturer koreanischer Herkunft erwehren. Denn kaum ist das Verdikt raus, dass Apple Schadensersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar gegenüber Samsung verlangen darf, schieben die Juristen nach und wollen, dass der Vertrieb von mindestens acht Geräten des Herstellers unterbunden wird. Darunter ist auch das sehr populäre Galaxy S II.
IBM, die sich vor 30 Jahren nach einem Jahrhundertkartellprozess aus den Klauen der Justiz befreit hatte, meinte damals, nachdem sich diese Erlösung seit 1979 abzeichnete, durch juristische Maßnahmen die Konkurrenz außer Gefecht setzen zu können. Das gelang ihr in gewisser Weise auch. Denn der Mainframe, der justament eine weitere Neuankündigung erfährt, ist heute ohne Konkurrenz. Die so genannten PCMs gibt es nicht mehr. Aber mit der Rückgewinnung ihres Monopols verlor sie zugleich den Nimbus als der mächtigste, erfolgreichste und größte Computerhersteller der Welt zu sein. Es war ein Pyrrhus-Sieg.
Um im Bild des Militärs zu bleiben: Es kann sein, dass man mit Juristen Schlachten gewinnt, aber niemals den Krieg.
Wenn man Anleihen bei Machiacelli nimmt, dann befindet sich Apple in der Phase des Übergangs von der Diktatur zur Oligarchie, der dann die Demokratie folgen wird. Oligarchisch geführt werden momentan nahezu alle IT-Weltunternehmen, die ihren Ursprung in den siebziger Jahren hatten. Selbst an Oracle wird dieses Schicksal nicht vorübergehen. Die Oligarchen werden sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass nun die dritte Phase eingeleitet wird. Lieber gibt man (Beispiel IBM und das PC-Geschäft) Märkte auf, als sich der Demokratisierung zu stellen. Diese Demokratisierung besteht darin, dass der Kunde tief in die Strukturen eines Unternehmens eingreift. Der Kunde besteht dabei nicht aus Institutionen, sondern aus Individuen. Und diese rütteln inzwischen heftig an den Zäunen. Wir hören zwar viel über Themen wie Datenschutz, bei dem immer wieder die Übermacht der Institutionen gegenüber den Individuen adressiert wird, aber in Wirklichkeit sind es die Verbraucher, die den Unternehmen immer mehr auf den Pelz rücken. Und je länger die Unternehmen in der Oligarchie verharren, also in der Herrschaft des Managements, desto anfälliger werden sie für diese "Demokratisierung" sein. Warum? Weil mehr und mehr klar werden wird, dass an der Spitze des Apparats niemand mehr ist. Der Apparat verwaltet sich selbst - geführt von einem gnadenlos opportunistischem Selbsterhaltungstrieb. Und der lenkt mit darwinistischer Brutalität die Aufmerksamkeit auf jene Berufsgruppe, die vor Gericht das sichern soll, was man im Markt nicht mehr durchsetzen kann. Wielange das gutgeht, wissen wir nicht. Ein Blick auf IBM könnte den Eindruck vermitteln, dass man damit sogar 100 Jahre alt werden kann. Das Problem ist nur, dass 90 Prozent dieser Zeit im 20. Jahrhundert verbracht wurden. Es war das Jahrhundert der großen, der zu großen Institutionen. Im 21. Jahrhundert aber wandert die Macht zu den Individuen. Wir stehen vor einer neuen Phase der Demokratisierung.
Der Sturm auf die Bastille wird kommen. Es könnte sein, dass diese Bastille Apple heißt...
Raimund Vollmer
Nachtrag: Wie schwierig es ist, ein Unternehmen zu reiten, das zu 100 Prozent von Individuen bevölkert wird, zeigt das Beispiel Facebook. Dessen Aufstieg hat es allein den Individuen zu verdanken. Mit Hilfe institutionell inszenierter Börsenstrategien hat es dann versucht, diesen Erfolg zu kapitalisieren - und ist damit fürchterlich auf die Nase gefallen. Man muss ganz andere Wege gehen. Broker, Banker und Juristen werden diese Wege nicht finden. Ein Zuckerberg, der in seiner Gier auch nicht viel besser ist, schon gar nicht. Da müssen ganz andere Typen her. Mal sehen, wann wir sie sehen...

Siehe auch Wall Street Journal
Eine Zusammenstellung über den Prozessverlauf Apple versus Samsung finden Sie HIER.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der PCM = Plagiat Competitive Manufacturer ist wieder ein genialer, diesmal Original Vollmer!