Donnerstag, 29. August 2013

Und nun auch noch: Infrastructure as a Service...

(Kommentar) Wo doch alle dachten, dass die IT-Infrastruktur schon immer Träger aller informationstechnischen Dienstleistungen gewesen sei, erklärt uns nun die Cloud-Welt auf neue Art und Weise, was wir schon immer gewusst haben. Das einzige, was sich bei Infrastructure as a Service ändert, ist die Eigentümerschaft. Punkt. Doch darum herum entstand ein neuer Markt, der sich solange selbst suchte, bis er fünf Milliarden Dollar Umsatz (2012) hinter sich versammeln konnte. Bis 2016 soll sich das Volumen nach Meinung von TechNavio auf 20 Milliarden Dollar vervierfacht haben. Dass dabei nur Umsatz neu verteilt wird, das wollen wir doch nicht wirklich wissen, oder?
Wer aber sind die Eigentümer dieser Infrastructure? Da taucht dann im Zentrum immer wieder ein Name auf: Amazon. Das Unternehmen, das ja dabei ist, unsere Einkaufsstraße in reine Fassadenwelten zu verwandeln, in Showrooms der Marken, setzt nach Einschätzung des Wall Street Journals zwischen 1,5 und 2,5 Milliarden Dollar mit seiner Cloud um. In zehn Jahren könnten daraus 30 Milliarden Dollar werden, heißt es. Wer ein wenig Phantasie hat, kann sich vorstellen, dass es Amazon nicht nur darum geht, Infrastrukturkosten von den Anwendern zu sich selbst zu verschieben, sondern unser komplette Warenwelt zu verändern. Von der Herstellung und den Zulieferungen auch aus den Investitionsgüterbereichen bis hin zu Verkauf und Wartung. Der gesamte Vermarktungszyklus geht durch die Pipelines der Giganten. Denn eins ist klar: Amazon wird viele Mitbewunderer bekommen, die ähnliches anbieten werden. Am Ende ist Infrastructure as a Service keine Dienstleistung, sondern ein Herrschaftsinstrument. Und je diskreter es angewandt wird, desto mächtiger wird es sein. Macht findet im Verborgenen statt, hatten wir jüngst Samuel P. Huntington (Clash of Civilization, 1992) zitiert. Amazon beherrscht diese Wahrheit von allen Aspiranten am besten.
Zur Einnerung: Als die IBMer noch Trappisten gewesen waren, also Mönche mit einem Schweigegelübde, war sie mit Abstand am mächtigsten. Heute hat man den Eindruck, IBM plappert viel, ohne allerdings noch etwas zu sagen zu haben. Google, Apple und Facebook sind da erheblich schweigsamer, doch Amazon ist in dieser Beziehung der Weltmeister.
Über alle anderen Gedanken schweigen wir jetzt. Es könnte Sie ja beunruhigen. Schweigen as a Service. Das wäre doch auch mal eine Geschäftsidee...
Raimund Vollmer

3 Kommentare:

Besserwisser hat gesagt…

Schweigen as a Service gibt es schon seit dem Altertum - z.B. erkauftes Schweigen von Zeugen oder in der Neuzeit auch von Journalisten oder potentiellen "Whistleblowern"...

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ehrlich? Na dann, schweige ich ab sofort. Mal sehen, wieviel ich einnehme...

Anonym hat gesagt…

Schweigen muß man sich leisten können.