Dienstag, 11. Februar 2014

IBM: Die Schulden werden immer teurer

IBM hat ein komisches Unternehmensziel: Nicht Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit, nicht gute Produkte und auch nicht führende Positionen in definierten Zielmärkten, sondern das Trachten nach 20 Dollar Gewinn pro Aktie (Earnings per Share, EPS) im Jahr 2015 ist das oberste Gebot, an dem sich alles Denken und Handeln auszurichten hat.
Kein Wunder, dass da der Umsatz allmählich zu bröckeln beginnt, weil die Partner und vor allem die Kunden ins Grübeln kommen. Die logische Konsequenz aus Managementsicht: Aktienrückkauf, um die Zahl der Dividendenempfänger zu reduzieren und so den EPS zu pushen. Dafür macht IBM immer mehr Schulden; die Verschuldung wuchs 2013 auf 39,7 Mrd. Dollar oder das 1,6-fache des Rohgewinns. 2012 war es – bei allerdings höherem Gewinn – noch der Faktor 1,2 gewesen.
Dazu werden Schuldverschreibungen verkauft, für die IBM jetzt höhere Zinsen zahlen muss als Wettbewerber  wie Oracle oder SAP, weil die Investoren von der Bilanz des Managements enttäuscht sind und weniger an die Zukunft einer IBM glauben als an die ihrer Konkurrenz. Bitter. Jetzt wurden 4,5 Mrd. Dollar neue Schulden gemacht, die teilweise für gut 3,6 Prozent verzinst werden. Im vergangenen Juli musste IBM nur knapp 3,4 Prozent für eine ähnliche Anleihe bieten.
Die Schulden werden natürlich nicht nur gemacht, um Aktien zurückzukaufen. Dazu kommen teure Management-Hobbys wie "Workforce-Rebalancing" (soll dieses Jahr wie 2013 wieder 1 Mrd. Dollar Abfindungen kosten) oder die Übernahme von Firmen, die – wie z.B. SoftLayer – etwas machen, was  IBM selbst besser könnte, aber verpennt hat.
Der fehlende Glaube der Märkte an das Management der IBM führt also dazu, dass Rometty & Co. die Quadratur des Kreises schaffen müssen – oder aber das komische EPS-Ziel kippen. Und weil Rometty das vom Vorgänger Palmisano gesteckte Ziel sogar durch horrende Verschuldung nicht schaffen kann, wird jetzt auch noch das Tafelsilber verscherbelt – sprich die legendäre Chiptechnologie. Bitterkeit kommt auch hier auf, da nur wenige sich das leisten könnten - wenn sie denn wollten. Intel beispielsweise will wohl nicht, Apple wohl auch nicht. Also bleibt nur ein Joint-Venture – oder das Verramschen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine hohe Verschuldung vermindert die Fähigkeit, schwere Zeiten zu überstehen. Und das ist nicht akzeptabel. Denn ein Unternehmen kann noch so gut sein – was bringt das, wenn es die nächste Krise nicht übersteht? Sollte es für die hochprofitable IBM nicht möglich sein, ohne Finanzschulden auszukommen? Ist das nicht ein unnötiges Risiko? Spricht das nicht für schlechtes Management?