Montag, 20. Oktober 2014

EQ schlägt TQ? Warum ist Werbung dann aber so langweilig?

(Kommentar) Die Wirtschaftswoche lässt in einem Interview mit dem Saatchi-Manager Kevin Roberts die These in die Welt setzen, dass in wenigen Jahren Imperien wie Facebook oder Google in die Bedeutungslosigkeit entlassen werden. Der Grund sei fehlende emotionale Intelligenz (EQ) bei diesen Internet-Giganten. Technische Intelligenz allein genüge nicht. Das Geschäft mit der Werbung würden die Googles und Facebooks nicht verstehen, denn das setze EQ voraus. Auf Dauer würden die Social Networks ihre Anziehungskraft verlieren.
Seit 15 Jahren diktiert Methodik, also TQ, nicht alles. Nur in der digitalen Welt. Überall. Auch den Journalismus, der sich längst dem pragmatischem Denken unterworfen hat. Über alle Mediensparten hinweg immer verkauft uns dieser Journalismus immer wieder dasselbe "Wie". Wie wir (erfolg-)reicher werden oder schöner oder gesünder oder, oder. Er sagt uns, wie wir aus allem und jedem den optimalen Nutzen herausziehen. Gehen Sie an einen Kiosk und schauen Sie sich die Titelseiten vor allem der Fachmagazine an.
Die Werbung zeigt uns dann das Ergebnis. Alles ist schön. Alles ist bestens. Und damit wir es auch kapieren, wird ein immenser technischer Aufwand betrieben. Das Können der Trickkünstler ist gigantisch. Aber wir, die Konsumenten, werden immer gleichgültiger. Wir zappen weg, wenn die Werbung im Fernsehen kommt. Wir clicken uns davon, wenn bei YouTube wieder einmal eine Werbung, die wir schon 100 mal über alle Medien hinweg gesehen haben, davon abhält, das zu sehen, weshalb wir gekommen waren. Grundsätzlich gilt: es gibt in unserer Wirtschaft zu wenig emotionale Intelligenz - (Gedankenstrich) an der Macht. Die zynische Intelligenz hat gesiegt - die ZQ, möchte man höhnen. Und das ist nicht zynisch gemeint, sondern sehr, sehr traurig.
Denn wer sich wehrt und sich dieser Herrschaft nicht unterwirft, wird feststellen, dass er ziemlich allein dasteht. Keiner wird ihm helfen. Dies ist das Ergebnis einer weiteren, vielleicht noch entscheidenderen Entwicklung in den letzten 100 Jahren: die totale Atomisierung des Menschen.
War vor 100 Jahren noch die Großfamilie vorherrschend, schrumpfte dies in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zur Kleinfamilie zusammen - und heute sind der Single oder die alleinerziehende Mutter/Vater die gängigen Modelle. Ob Google oder Facebook und deren diverse Derivate, sie nehmen zwar diese atomistische Grundstruktur auf, aber im Grunde genommen zielen sie doch darauf, diese Isolation zu beheben. Die Hoffnung auf einen Gegentrend ist da. Raimund Vollmer)

3 Kommentare:

TR hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
TR hat gesagt…

Die EQ Welle hat sich doch schon längst totgelaufen, insbesondere die Ansicht, EQ sei genauso wichtig oder gar wichtiger als TQ. Natürlich ist EQ wichtig, aber selbst ohne EQ geht sehr viel, dagegen geht ohne TQ gar nichts.

In dem Artikel wird der Bock zum Gärtner gemacht. Über die Homepage saatchi.com kann man nur den Kopf schütteln, nicht nur wegen des übermächtigen TQ.

Analüst hat gesagt…

Überhaupt dürfte Intelligenz nicht schaden - vor allem nicht bei den Machern der Werbung