Donnerstag, 19. März 2015

Ist ein automatisches Auto automatisch sicher...

... wenn der Hersteller selbst es automatisch dazu erklärt? Das ist eine der Fragen, die momentan die Juristen in den USA zu bewerten haben, bevor der Gesetzgeber dort selbststeuernde Autos in ein entsprechendes Gesetzeswerk fassen kann. Die Hersteller scheinen zu Selbsttest zu neigen, während andere meinen, dass die Software von Dritten auf Fehler überprüft werden müsse. Dagegen spricht, dass die Hersteller selbst ihre Software, die zum Teil über einen Zeitraum von zehn Jahren entwickelt worden sei, am besten kennen, während Außenstehende sich erst in die gesamte Thematik hineindenken müssten. So berichtet heute das Wall Street Journal.

Mittwoch, 18. März 2015

Proteste wegen EZB

So berichtet die Tageszeitung Die Welt

Was uns an der IT nervt, wollte das Wall Street Journal wissen...

... und bekam Hunderte von Antworten wie zum Beispiel:
"Warten auf Windows. Ob es nun ein Neustart ist oder eine Aktualisierung, Windows läßt Dich warten. Meine Zeit kostet auch Geld, aber Microsoft scheint das nicht zu verstehen." (Stimmt)
"Warum hat mein Laptop einen Extraziegel namens Ladegerät? Ich muss es immer mit mir schleppen. Warum ist es nicht in den Laptop integriert..."
"Ich war bis heute nicht in der Lage, mein drahtloses Heimnetzwerk ohne mehrfache technische Unterstützung vom Hersteller des Routers oder des Internet-Providers zu installieren."

Dienstag, 17. März 2015

Das CeBIT - die CeBIT: Von der Industriemesse zur Massenmesse zur Industriemesse

45 Jahre ist es her, dass Willy Brandt das Centrum für Büro und Informationstechnik eröffnete. Für mich sind es nächstes Jahr 40 Jahre her, dass ich erstmals in der ehedem weltberühmten Halle 1 der Hannover Messe sein durfte. Dienstagsabend war der sogenannte Vorabend. Gefeiert wurde bei der Computer Zeitung. Da trafen sich die Medienfuzzies aus aller Welt, um den neuesten Tratsch bei einem Glas Trollinger auszutauschen. 1970 war auch die Computer Zeitung gegründet worden. Sie ist ebenso verschwunden wie die Halle 1. Oder wie die damals sehr, sehr angesehene Monatspublikation "Online" des von uns allen geschätzten Günther Sandscheper, den es leider auch nicht mehr gibt. Ebenso wenig wie Dieter Eckbauer, den späteren Chefredakteur der Computerwoche, die es immer noch gibt, über deren Inhalte sich aber der streitlustige Dieter Eckbauer mehr ärgern als freuen würde.
Ich weiß noch, wie ich mich in der Halle 1 - so groß wie ein oder auch zwei Fußballfelder - verirrt habe, nicht mehr wusste, wo Nord, Ost, Süd, West ist. Dabei war die CeBIT (wie bald alle sagten) stets im Norden des riesigen Messegeländes, auf dem man draußen riesige Kräne und Nutzfahrzeuge, Röhren und andere Ungetümer bewundern konnte. Denn damals war die CeBIT Teil der Industriemesse, der größten Leistungsschau der Welt. Und die Computerfirmen, die in den sienbziger Jahren noch Olivetti hießen, Honeywell-Bull, Sperry-Univac, Burroughs, Taylorix oder Kienzler hießen,  waren stolz darauf als ebenbürtige Partner des Industrieadels angesehen zu werden. Über allem stand nicht etwa IBM, das war ja ein Trappistenkloster wie heute Google oder Apple, sondern Heinz Nixorf mit seiner Nixdorf Computer AG. Mittwochmorgens hielt er das Hochamt der Messe, genannt Bilanzpressekonferenz. Wer meinte, dass irgendein Ausländer oder Inländer aus Politik oder Wirtschaft mit seiner Eröffnungsrede das Thema der Messe bestimmen würde, der irrte sich gewaltig. Das war Heinz Nixdorf, der in einzigartiger Manier auf Politik und Wirtschaft einhieb, für seinen Mut bewundert wurde und stets mit Großaufträgen aus Politik oder Wirtschaft belohnt wurde. Später hat dann ein gewisser Hans-Olaf Henkel versucht, in die Fußstapfen des Meisters zu treten, aber so ganz ist ihm dies nie gelungen. Er war halt ein Angestellter, ein Manager. Klaus Luft, der Nachfolger von Heinz Nixdorf, war nur die Untertitelfassung, nicht mehr das Original.
Auf jeden Fall meinte die CeBIT, dass sie nun selbst groß sei und verwandelte sich zehn Jahre nach meinem Erstbesuch von einer Halle in eine eigenständige Messe, die vier Wochen vor der Industriemesse stattfand, aber ihr eigenes Thema verloren hatte. Vielleicht war das auch der Grund, warum er keinen Heinz Nixdorf mehr gab. Nach dessen Tod erlebte sie zwar Zeiten, in denen die Menschen in Massen nach Hannover kamen und aus der Industriemesse ein Consumerparadies machten. Die Messe schwankte zwischen Handy und Gameboy. Dazwischen flackerte mal eine Microsoft auf, nachdem Commodore sich verbraucht hatte. Es war die Messe des Glamours und der Games geworden, zu denen Erwachsene keinen Zutritt mehr hatten.
Nun hat sie unter dem Namen Industrie 4.0 zurückgefunden zu ihren Ursprüngen. Möchte man glauben, möchte man meinen. Denn das Internet der Dinge sorgt dafür, dass alles digitalisiert wird. Die IT beherrscht alles. So scheint es zu sein.
Hört man sich derweil an, mit welchen Sprüchen das Management dieser ausstellenden Firmen an die Öffentlichkeit gehen, dann ahnen wir, dass sie weit davon entfernt sind, jene Klasse zu erreichen, die ein Heinz Nixdorf dereinst vorlegte. Die Plattitüden offenbaren auf erschreckende Weise, dass die IT im Prinzip bis heute ohne eine eigene Philosophie ist.
"Dezentralisierung" war das Zauberwort, mit dem Heinz Nixdorf vor 40 Jahren sein Publikum indoktrinierte. Es war gerichtet gegen den Zentralisten "IBM", dahinter stand der Konflikt zwischen Mittelstand, also "dezentral", und Großindustrie, also "zentral". Es war der Krieg der Worte zwischen Nixdorf und IBM.
Wenn man heute der Berichterstattung über die CeBIT folgt, herrscht dort die totale Harmoniesucht. Industrie 4.0 hält die Welt zusammen. Nicht nur, dass das stinklangweilig ist, es ist auch sehr gefährlich: "Harmonie verblödet", heißt es - und lässt das Medieninteresse an der Messe verkümmern. Vergeblich suchen die Journalisten offenbar auf der Messe nach Konfliktstoff. Geradezu läppisch die Aussage, dass die Politik hinterherhinke. Das hat sie schon immer getan. Daran änderte auch nicht die Tatsache, dass 1970 der Bundeskanzler die neue Halle 1 eröffnete.
Raimund Vollmer