Donnerstag, 5. November 2015

"Die Arroganz der Deutschen" und andere Lesermeinungen zum VW-Skandal...

...heißt es im Wall Street Journal, in dem der Wolfsburger Autokonzern nun völlig dem Gespött preisgegeben wurde. "The fuhrer would be fuhreous", heißt es da kalauernd (übersetzt ungefähr: "Der Führer wäre fuhrios" - im Sinne von wütend). Nicht minder schwer übersetzbar ist die Zeile:  "The VW bugs had computer bugs to bypass emissions"... Vor allem die Manipulationssoftware erregt die Amerikaner nach wie vor. Und immer wieder das Empfinden der "deutschen Arroganz", das sich ja wohl nicht in den letzten Wochen aufgebaut hat, sondern schon eine Weile so hochgemendelt hatte. Auch die Qualität der deutschen Autos wird in einem Maße ins Lächerliche gezogen, dass man als deutscher Leser schlichtweg sprachlos ist: "Besitze niemals ein deutsches Auto außerhalb der Garantiezeit", nennt ein Leser ein Sprichwort. Und so rücken Qualitätsprobleme in den Mittelpunkt, doch werden sie vor allem mit VW assoziiert. Ein Leser meint, dass der Grund dafür die Auslagerung des Baus von Motorkomponenten nach China sei. Dem widerspricht ein anderer und meint, dass dies ein rein deutsches Problem darstelle.
Erschütternd ein Leserbrief im Economist: Hier wird berichtet, dass die Zahl der Selbstmorde oder des vorzeitigen Ablebens in den USA bei VW auf nahezu 60 Todesfälle angestiegen sei und in 2016 auf 130 steigen werde. Dieser Aussgae läge eine Studie von Hardvard und MIT zugrunde. "German engineering is hype and deception", befindet hier ein anderer Leser, der deutschen Automobilindustrie einen "Mangel an Substanz und Technologie" attestiert. "Volkswagen - Vorsprung durch Prüfungstechnik", lästert ein Leser. Winterkorn würde nicht im Gefängnis landen, prophezeit ein weiterer Kommentar mit beißender Ironie. Denn Gefängnisse seien keine Institutionen, die für wichtige Leute geschaffen worden seien. "Deutsche Ingenieurkunst. Das Geheimnis heißt Betrug", geht es böse weiter in einem nächsten Leserkommentar.
Insgesamt spürt man eine aufgestaute Wut über VW und über die deutsche Automobilindustrie generell, die einen schon peinlich berührt.
Wenn man dann mit Mitarbeitern von Zulieferbetrieben spricht, dann erfährt man, dass die Zahl der Selbstmorde auch bei ihnen gestiegen sei, dass man sogar den Eindruck hat, dass deutsche Fabriken vom Management mit Absicht zugrunde gerichtet werden, um ein Argument zu haben, um die Produktion nach China zu verlagern. Selbst wenn dies nicht stimmt oder maßlos übertrieben ist, erschüttert ist man eigentlich davon, dass Mitarbeiter inzwischen solche Gedanken haben.
Raimund Vollmer